Beim 5. Weinheimer Brotforum diskutierten 135 Menschen aus der Brotbranche aktuelle Marktveränderungen und -chancen, mit Blick in die Zukunft. Die Hybrid-Veranstaltung mit Präsenz- und Online-Gästen begeisterte mit einem bunten Themenmix, spannenden Vorträgen und dem Austausch verschiedener Philosophien.
Bereits zum fünften Mal diskutierte das Brothandwerk an der Bundesakademie des Deutschen Bäckerhandwerks in Weinheim, darunter zahlreiche sehr namhafte Brotbäcker aus allen Ecken Deutschlands. Aufgrund der Corona-Bestimmungen wurde ein Teil der Gäste online zugeschaltet. Die Präsenz-Gäste in Weinheim trafen sich bereits am Vorabend zum Netzwerken bei Brot & Wein.
Beim Forum selbst begrüßte der Moderator Prof. Michael Kleinert aus Luzern die Gäste. Er verglich die Veranstaltung mit dem Forum Romanum, als damaliger Mittelpunkt des römischen Lebens, in dem Meinungen geteilt wurden. Auch beim Brotforum gehe es um den Austausch unterschiedlicher Meinungen. Direktor Bernd Kütscher zeigte im Anschluss Veränderungen des Brotmarktes, u.a. die Tatsache, dass Bäckereien im 1. Terzial 2021 Marktanteile an den LEH angeben mussten. Umso mehr konnten sie jedoch bei den Kleingebäcken punkten. Er stellte fest, dass jene Betriebe, die intensiv an ihrer Brotqualität arbeiten, überproportional erfolgreich sind und beste Zukunftsaussichten haben.
Prof. Bastian Halecker aus Berlin thematisierte in der Keynote „Dino trifft Einhorn“ die von ihm eng begleitete Startup-Szene und was etablierte Bäckereien hiervon lernen können. Seine Impulse von außen begeisterten die Gäste. Anschließend überzeugte Volker Schmidt-Sköries von der Kaiser Biobäckerei mit Wegen, wie in seinem Unternehmen beseeltes Arbeiten und nachhaltiges Wirtschaften in Einklang gebracht werden. Unternehmensberater Dirk-Siegfried Hübner, der an der Ahr lebt und die Folgen des Klimawandels leibhaftig erleben musste, präsentierte danach viele Ansätze zum Thema Energie und Nachhaltigkeit. Sein Appell: „Bislang konnten wir etwas gegen den Klimawandel tun. Jetzt müssen wir alle etwas tun!“
Ein weiterer Vortragsblock trug die Überschrift „Erfahrungen“ und wurde durch Jochen Gaues (Der echte Gaues, Hamburg) eröffnet, der viele Sterneköche und den Bundespräsidenten mit Brot beliefert. Er sprach offen über seine Niederlagen, u.a. mehrere Insolvenzen, aber auch über seine Philosophie für „richtig geiles“ Brot. Sebastian Däuwel von den Brotpuristen in Speyer erläuterte danach seinen besonderen Weg vom Quereinsteiger zum großen Markterfolg mit Brot. Er appellierte, den Kunden gegenüber ehrlich zu sein und unterbreitete konkrete Vorschläge für mehr Transparenz. Hans-Günther Mack (Handwerksbäckerei Mack GmbH & Co KG) schilderte ebenfalls seine Erfahrungen, u.a. mit der Belieferung von ALDI Süd. Die Brote der Referenten konnten in der Pause degustiert werden.
Das Brotforum mündete in eine sehr lebhafte Diskussion der Vortragenden, ergänzt um Markus Hombach von der Fa. Ireks in Kulmbach. Hierbei wurden viele Facetten des Marktes offen hinterfragt. Sowohl die Präsenz-Teilnehmer in Weinheim als auch die Online-Teilnehmer warfen dazu spannende Aspekte ein und am Ende waren sich alle einig: Sehr gutes Brot aus regionaler, handwerklicher Herstellung hat noch viel Potenzial, sofern man den Wandel der Verbrauchererwartungen und die Herausforderungen unserer Zeit mutig gestaltet.
Die beigefügten Fotos sind honorarfrei. Quelle: „Bundesakademie Weinheim, Foto Ingo Hilger“
Kontakt für Rückfragen: Bernd Kütscher, kuetscher@akademie-weinheim.de